Informationen zu diesem Beitrag

Zur kurfürstlichen Hafenperle Oranienburg
Autor:
Wolf Schneider
Hinweis:
Kontakt: Hafenmeister Zander Anschrift Rungestr. 47 16515 Oranienburg Tel. 0 33 01 - 20 31 35Schlosshafen Oranienburg mit 82 Liegeplätzen für Yachten, Motor- und Ruderboote und Kanus. Zelt- und Wohnmobilstellplatz.
Weiterführende Links:

So wirklich einladend sieht der Abzweig zur Einfahrt in die Oranienburger Havel bei km 25 der Havel-Oder-Wasserstraße nicht aus. Eine alte und sehr verrostete Brücke erinnert eher an die Zeiten vor vielen Jahrzehnten, wobei sie heute dazu wahrscheinlich noch baufällig ist. An Backbord reihen sich unzählige verrottete kleine Holzstege aneinander, wohl nur noch durch den Bewuchs der Unterwasserpflanzen zusammengehalten. Ob dieses tatsächlich der Weg zum Schlosshafen in Oranienburg sein soll? Weitere Zweifel kommen auf, als sich langsam aber stetig die Wassertiefen unterm Kiel verringern.

Nach einer Kurve jedoch scheint sich alles zu ändern – weit vor dem Bug taucht an Backbord ein Bollwerk auf, neu und mit stabilen Pollern versehen. Doch es geht noch weiter, denn nur wenige Hundert Meter voraus taucht hinter einer Brücke die stattliche weiß glänzende Fassade des Oranienburger Schlosses auf. Ein barockes Kleinod mit rotem Ziegeldach über hell leuchtenden Fassaden ist es noch heute eines der bedeutendsten Barockschlösser der Mark Brandenburg. Die Wassertiefe steigt jetzt schnell wieder auf über 2,50 Meter an und die unwirtlichen Eindrücke nur wenige Kilometer vorher ändern sich abrupt. Alles sieht freundlich und einladend aus. Erst jetzt sind die ersten Zweifel verschwunden, ob es richtig war, nach Oranienburg zu schippern. Kurz hinter dem Schloss liegt an Backbord die neue Hafenanlage. Die Stege sind breit, die Klampen neu, die Poller stabil. Bis zu 82 Yachten, Motor- und Ruderboote und Kanus finden hier Platz. „Wir haben hier sogar schon einen Segelkatamaran aus Neuseeland gehabt, erzählt Hafenmeister Zander stolz. Mit gelegtem Mast von der Ostsee kommend, wollte der Segler vom anderen Ende der Welt unbedingt auf eigenem Kiel auch nach Berlin. „Natürlich war der bei uns willkommen, wie jeder Gast“, ergänzt der bärtige Hüne freundlich lachend. Und das glaubt man ihm ohne Weiteres. Mit viel Stolz präsentiert Heinz-Dieter Zander seine hochmoderne und ansehnliche Anlage.

Anlässlich der Landesgartenschau 2009 erhielt Oranienburg den Hafen als Verlängerung und Teil des Schlossparks. Ganz im Geiste und der Seefahrtstradition des niederländischen Heimatlandes von Kurfürstin Louise Henriette von Oranien symbolisieren Häfen Entdeckerlust, Tatendrang und die Erweiterung des Horizonts. Die Stadtväter von heute hatten dabei eher einen attraktiven Wasserwanderplatz im Sinn. Sie haben auch gleich mit dem über die Havel führenden August-Wilhelm-Steg die Anbindung an die beschauliche Innenstadt für Radfahrer und Fußgänger geschaffen und alles erneuert.

Was am Hafen sichtbar ist, spürt der Besucher in der ganzen Stadt. Vieles hat sich in Oranienburg immer wieder im Lauf der Jahrhunderte verändert. Ursprünglich unter dem Namen „Bötzow“ bekannt, schenkte der spätere Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg seiner Frau Louise Henriette von Oranienburg-Nassau die Stadt. Die holländische Prinzessin liebte den Ort und benannte ihn 1652 in Oranienburg um. Unter ihrer Leitung entstand das Schloss, das heute als das erste und älteste Barockschloss Brandenburgs gilt. Die dunkelsten Tage der märkischen Stadt mit über 40.000 Einwohnern liegen in den Jahren von 1933 bis 1945. Die Nationalsozialisten errichteten im Ortsteil Sachsenhausen eine der ersten Konzentrationslager Deutschlands. Als Standort großer NS-Rüstungsbetriebe war Oranienburg auch Ziel vieler alliierter Bomber und wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Noch heute werden immer wieder Bombenreste und Blindgänger bei Bauarbeiten gefunden und erfordern schwierige und gefährliche Maßnahmen zu deren Entsorgung. Auch Schloss und Schlossgarten blieben nicht verschont und erlitten erhebliche Schäden.

Heute ist alles ganz anders am Hafen, der sich an der Landseite der Stege direkt zum großen Schlossgarten öffnet. Geschaffen als Ort zum Verweilen und Spazieren, vorbei an prächtigen Sichtachsen aus mächtigen Kastanien und Eichen führen verschlungene Wege zwischen Hafen, Schloss und Orangerie. Unzählige elegante weiße Holzbänke an sonnigen Wiesen und unter schattigen Bäumen laden ein zum Innehalten. Erstaunlich ist nur, dass der Schlossgarten so wenige Besucher hat. Es mag daran liegen, dass der Zutritt Geld kostet, unverständlich – denn der Garten sollte allen Bürgern und Besuchern mit freiem Zugang offenstehen. Über die Einsamkeit freuen sich aber zwei Brautpaare, die sich frisch vermählt und sichtlich verliebt ihren Fotografen vor traumhafter Parkkulisse stellen. Das hat schon Stil – Prinzessin Louise Henriette würde sich darüber freuen.

Es war gut, sich nicht von der unwirtlich scheinenden Einfahrt in die Oranienburger Havel am Oder-Havel-Kanal abschrecken zu lassen Aber vielleicht ändert sich das ja auch noch.