Berlin/Brandenburg 17. April 2015 ++++ Viele Wasserstraßen in der Region Berlin-Brandenburg sind in keinem guten Zustand. Brücken, Schleusen und Uferwände müssen instandgesetzt und unterhalten werden. An den dringend notwendigen Investitionen mangelt es seit dem Erlass des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) zum Investitionsstopp an Wasserstraßen mit wenig Güterverkehr. Von der jüngst beschlossenen Erhöhung der Bundesmittel für Binnenwasserstraßen muss auch die Region Berlin-Brandenburg profitieren, um weiteres Wirt- schaftswachstum zu ermöglichen. Das sind Forderungen der Berliner und Brandenburger Wirtschaft, die heute in einer Resolution der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Die Industrie- und Handelskammern in Berlin-Brandenburg untermauern damit ihre Haltung zu einem ge- planten Wassertourismuskonzept des Bundes, in dem die Aspekte des Wassertourismus angemessene Beachtung finden müssen, und haben eigens dazu mit weiteren Partnern eine bisher bundesweit einmalige Studie initiiert, deren Ergebnisse ebenfalls heute vorgestellt wurden.

Demnach erwirtschaften allein in Berlin und Brandenburg – mit einem Wassersportrevier, das vom Lausitzer Seenland über die Havel bis ins Stettiner Haff und die Oder hinauf weit nach Polen reicht – insgesamt 2.124 direkt Beschäftigte einen Bruttojahresumsatz von rund 200 Millionen Euro durch den Wassertourismus. Dazu gehören unter anderem mehr als 300 kommerzielle Bootshäfen und Vereine, 65 Reedereien sowie 128 Kanuverleiher. Die Branche entwickelt sich stetig weiter: Char- terbootsurlauber, Mietkanuten und rund drei Millionen Passagiere auf den Fahrgastschiffen nutzen jedes Jahr die Möglichkeiten des Wassertourismus in der Region. Für die „Studie wirtschaftliche Effekte im Wassertourismus Berlin-Brandenburg“ wurden 581 Unternehmen aus den Segmenten Kanuverleih, Vercharterung, Fahrgastschifffahrt und Häfen befragt.

Dazu sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam, Dr. Dr. Mario Tobias: „Der Wassertouris- mus hat sich nachweislich in Brandenburg und Berlin zu einem bedeutenden touristischen Ange- botssegment entwickelt und ist damit ein wichtiger Image- und Wirtschaftsfaktor. Wir appellieren daher an den Deutschen Bundestag, im Zuge der Verabschiedung des Wassertourismuskonzep- tes, der derzeit vorgenommenen Kategorisierung der Bundeswasserstraßen eine klare Absage zu erteilen, in der bisher nur der Güterschifffahrtsverkehr berücksichtigt wird. Sie ist unausgewogen, volkswirtschaftlich kontraproduktiv und hemmt gerade Ostdeutschland in seiner Entwicklung deut- lich. Gerade Flüsse, Kanäle und Seen in strukturschwachen Regionen bergen erhebliches Entwicklungspotenzial.“

Christian Wiesenhütter, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, betont: „Die Er- gebnisse der Studie zeigen deutlich: Es dürfen keine Abstriche bei Erhalt von und Investitionen in touristische Wasserstraßen in Berlin und Brandenburg gemacht werden. In einem Wassersportre- vier, in dem es bereits heute an den Schleusen lange Wartezeiten gibt, müssen die Kapazitäten eher noch ausgebaut werden – Verzicht hierauf bedeutet: Wegfall von Arbeitsplätzen auf und am Wasser und somit die Veränderung ganzer Regionen. Politiker in Bund und Ländern haben eine große Verantwortung und müssen bei ihren Entscheidungen – beispielsweise bei der geplanten Reform der Bundeswasserstraßen – die Erkenntnisse der Studie berücksichtigen. Deshalb fordern wir: Die Finanzierung der verkehrlichen Infrastruktur muss auch hier eine staatliche Aufgabe blei- ben.“

Erstellt wurde die „Studie wirtschaftliche Effekte im Wassertourismus Berlin-Brandenburg“ durch die Project M GmbH im Auftrag der Industrie- und Handelskammern in Berlin und Brandenburg, dem Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg, dem Wirtschaftsverband Wassersport Berlin-Brandenburg sowie der Wassersportmesse Boot & Fun.