Etwa 30 Jahre sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Rein rechnerisch ergibt sich daraus der Bedarf, jährlich durchschnittlich zwei neue in Dienst zu stellen. Vor mehr als 25 Jahren standen die Seenotretter vor der historischen Aufgabe, nach der Wiedervereinigung die veraltete Technik in Mecklenburg-Vorpommern schnell zu modernisieren. 24 Neubauten der Jahre 1990 bis 1994 müssen spätestens Anfang des kommenden Jahrzehnts ersetzt werden. „Zweckgebundene Erbschaften versetzen uns in die Lage, für einige dieser Boote schon jetzt moderne Nachfolger zu bauen“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

2017 sind sechs neue Rettungseinheiten in Dienst gestellt worden, zwei Seenotrettungskreuzer und vier Seenotrettungsboote. In der Folge hat die DGzRS einige Einheiten umstationiert sowie ältere außer Dienst gestellt und verkauft. Für 2018 sind fünf Indienststellungen geplant. Weitere Neubauten sind im Bau beziehungsweise in Auftrag gegeben.

Zusammen mit einer finnischen Spezialwerft hat die DGzRS erstmals ein Vollkunststoffboot entwickelt, als eigenständige Einheit für Freiwilligen-Stationen. Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS wurde auch dieses 8,9 Meter lange Seenotrettungsboot als Selbstaufrichter konstruiert. 2018 werden die Seenotretter den Prototyp intensiv erproben. Mittelfristig ist denkbar, dass er auf einzelnen Stationen eingesetzt wird, auf denen seine Vorteile zur Geltung kommen.

Sicher auf See
Der beste Einsatz ist der, den die Seenotretter erst gar nicht zu fahren brauchen. Unter dem Präventionsmotto „Sicher auf See“ wendet sich die DGzRS verstärkt an Wassersportler – Segler, Motorbootfahrer, aber auch Trendsportler gleichermaßen. Die neue kostenlose Sicherheits-App „SafeTrx“ der Seenotretter wurde 2017 insgesamt mehr als 10.000 Mal aus dem Apple AppStore und dem Google PlayStore heruntergeladen.

„SafeTrx“ zeichnet über das Mobiltelefon die Route des Wassersportlers auf und ermöglicht der SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS im Notfall den direkten Zugriff auf den aktuellen Standort. Mit Hilfe der App konnten bereits aufwendige Rettungsaktionen vermieden werden. Alle Präventionsinformationen haben die Seenotretter auf ihrer speziellen Internetseite zusammengestellt.

Spendern, Freunden und allen Interessierten bieten die Seenotretter auch 2018 wieder die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft ihrer Besatzungen und der Leistungsfähigkeit ihrer Rettungseinheiten zu machen. Zum 20. Mal findet am letzten Sonntag im Juli, somit am 29. Juli 2018, der „Tag der Seenotretter“ auf vielen Stationen an Nord- und Ostsee statt.

Einsatzzahlen im Detail
Im Jahr 2017 haben die Besatzungen der 59 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 2.056 Einsätzen (2016: 2.019 Einsätze)

  •  58 (56) Menschen aus Seenot gerettet,
  • 432 (621) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
  • 467 (368) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert,
  • 60 (47) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
  • 890 (1.003) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
  • 537 (501) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.633 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Darüber hinaus war die SEENOTLEITUNG BREMEN (Maritime Rescue Co-ordination Centre, MRCC BREMEN) in 201 Seenotfällen international im Interesse der deutschen Schifffahrt unterstützend oder initiativ tätig.

Einschließlich aller Such- und Rettungsaktionen sowie Kontrollfahrten haben allein die 20 Seenotkreuzer (die 39 Seenotrettungsboote nicht mitgerechnet) im vergangenen Jahr 68.644 Seemeilen (ca. 127.129 Kilometer) in Nord- und Ostsee zurückgelegt. Das entspricht mehr als drei Erdumrundungen.

Seit Gründung der DGzRS am 29. Mai 1865 bis Ende 2017 haben ihre Besatzungen insgesamt 84.527 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).

Einsatzzahlen für die einzelnen Küsten
Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt (Vorjahreszahlen in Klammern):

Niedersächsische Nordseeküste
Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotrettungskreuzer und -boote haben bei 641 (600) Einsätzen 7 (2) Menschen aus Seenot gerettet und 77 (105) weitere aus Gefahrensituationen befreit.

Schleswig-Holsteinische Nordseeküste
Die Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste registrierten 241 (219) Einsätze. Die dortigen Mannschaften retteten 7 (3) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 34 (74) aus Gefahrensituationen.

Schleswig-Holsteinische Ostseeküste
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 700 (663) Mal im Einsatz. Sie retteten 22 (28) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 180 (285) aus Gefahrensituationen.

Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste
In Mecklenburg-Vorpommern waren die Seenotretter zu 474 (537) Einsatzfahrten unterwegs. Sie retteten 22 (23) Menschen aus Seenot und befreiten weitere 141 (157) aus Gefahrensituationen.

Aus der Rettungsflotte
2017 sind sechs neue Rettungseinheiten in Dienst gestellt worden:

  • der 28 Meter lange Seenotrettungskreuzer ANNELIESE KRAMER mit Tochterboot MATHIAS für die Station Cuxhaven,
  • der 20 Meter lange Seenotrettungskreuzer BERTHOLD BEITZ mit Arbeitsboot ELSE für die Station Greifswalder Oie sowie
  • die vier 10,1 Meter langen Seenotrettungsboote HANS DITTMER, SECRETARIUS, NIMANOA und SRB 68 für die Freiwilligen-Stationen Juist, Langeoog, Damp und Wangerooge. SRB 68 ist derzeit noch ungetauft, es erhält seinen Namen im Februar.

2018 werden ein weiterer 20-Meter-Seenotrettungskreuzer mit Arbeitsboot für die Schleimündung und drei weitere 10,1-Meter-Seenotrettungsboote für Timmendorf/Poel, Gelting und die Ausbildungsstation Neustadt i. H. abgeliefert. Drei weitere Seenotrettungsboote sind im Bau beziehungsweise beauftragt. Aufträge für weitere Neubauten will die DGzRS in diesem Jahr erteilen.

Mit der Modernisierung der Rettungsflotte sind Traditionsnamen verschwunden und umfangreiche Umstationierungen verbunden. Außer Dienst gestellt wurden unter anderem die bekannten Seenotrettungskreuzer HERMANN HELMS und VORMANN STEFFENS nach rund 32 beziehungsweise fast 29 Einsatzjahren.

Die Station Norderney hat die bisher auf der Greifswalder Oie stationierte EUGEN erhalten. Die BERNHARD GRUBEN wiederum wurde von Norderney nach Hooksiel verlegt, um die VORMANN STEFFENS zu ersetzen. Die bisher auf Langeoog stationierte CASPER OTTEN wiederum ist nun in Lauterbach/Rügen stationiert. Die aus der Rettungsflotte ausgeschiedenen Einheiten wurden verkauft beziehungsweise ins Ausland abgegeben.

Zusammen mit einer finnischen Spezialwerft hat die DGzRS erstmals ein Vollkunststoffboot als eigenständige Einheit für Freiwilligen-Stationen entwickelt. Das 8,9 Meter lange, drei Meter breite Boot ist robust, einfach zu handhaben und leicht instand zu halten. Manövrierfähigkeit, Schleppverhalten und Stabilität des bis zu 40 Knoten (rund 75 km/h) schnellen Bootes sind außerordentlich gut, Sog und Wellenschlag gering. Der Kenterversuch im Dezember 2017 war erfolgreich.

2018 werden die Seenotretter den Prototyp intensiv erproben. Er soll im Laufe des Jahres die WUPPERTAL in Maasholm ersetzen. Mittelfristig ist denkbar, weitere dieser Einheiten auf einzelnen Stationen einsetzen, auf denen die Vorteile dieses Typs zur Geltung kommen.