Der vor der ostfriesischen Insel Langeoog bereits am Sonntag gestrandete Frachter „Glory Amsterdam“ konnte bislang nicht geborgen werden. Da er erhebliche Mengen Schweröl an Bord hat, besteht nach wie vor eine akute Gefahr für das Wattenmeer, sollte das Schiff zerbrechen. Umweltschützer fordern derweil ein weltweites Verbot von Schweröl als maritimen Treibstoff.

Ursprünglich sollten Schlepper den 225 Meter langen Schüttgutfrachter „Glory Amsterdam“ schon am Montagabend von der Sandbank ziehen. Doch immer wieder müssen die Anstrengungen verworfen werden, da die Wassertiefe selbst bei Hochwasser dafür nicht ausreicht; der Frachter schwamm nicht hoch genug auf.

Umweltschützer warnen: „Schiffe, die auf Sandbänken stranden, können Schäden bekommen oder aufbrechen. Mit 1800 Tonnen Schweröl an Bord ist dies ein erhebliches Risiko für den Nationalpark Wattenmeer, in dem der Unglücksfrachter liegt. Dort rasten derzeit zahlreiche Watvögel, Enten und Gänse, die durch das Öl bedroht sind“, sagt Hans-Ulrich Rösner, Wattenmeer-Experte beim WWF. Mit rund einer Million Hektar Wattfläche, Sandbänken, Prielen, Dünen und Salzwiesen gehört das Wattenmeer zu den größten Naturlandschaften in Westeuropa. Der Wechsel von Ebbe und Flut schafft Lebensräume für Milliarden von Jungfischen und bereitet in jedem Frühjahr und Herbst den Tisch für mehr als zehn Millionen Wat- und Wasservögel, die das Wattenmeer als „Tankstelle“ auf dem Weg in ihre Brut- und Überwinterungsgebiete nutzen. Auch für Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale ist das Wattenmeer ein wichtiger Lebensraum.

Der WWF kritisiert, dass die Bedrohung durch das als Treibstoff dienende Schweröl an Bord größer sei als notwendig: „Wir fordern seit langem ein weltweites Verbot von Schweröl als Treibstoff für Schiffe. Damit wäre das Risiko für die Natur in solchen Fällen deutlich geringer. Schweröl ist eigentlich nichts anderes als Sondermüll. Solche giftigen Reststoffe aus den Raffinerien gehören nicht als Treibstoff aufs Meer“, so Hans-Ulrich Rösner vom WWF Deutschland. Schweröl ist ein Abfallprodukt in den Raffinerien und deshalb deutlich günstiger als Schiffsdiesel. Es macht etwa 70 Prozent des weltweit verwendeten Treibstoffs in der Schifffahrt aus. Allerdings dürfen Schiffe auf hoher See ab 2020 nur noch Treibstoff mit einem Schwefelgehalt von 0,5 Prozent statt bisher 3,5 Prozent verbrennen oder müssen alternativ die Abgase vom Schwefel reinigen. Das bedeutet Investitionsanforderungen in Milliardenhöhe für Schifffahrt und Ölindustrie. Nach einer Studie der US-amerikanischen Analyse- und Beratungsfirma IHS Markit sind weder Reedereien noch Ölfirmen ausreichend auf die Herausforderungen durch die neuen Vorschriften vorbereitet. Wie die Reedereien bis 2020 und danach mit Schweröl als Treibstoff umgehen, bleibt also unklar. Alternativen wäre beispielsweise das umweltfreundlichere Flüssiggas LNG. Das ist allerdings teurer.