Mit dem Sturmtief Axel kam auch der Winter nach Deutschland bis an den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder und lässt den Strom erstarren. Durch die niedrigen Temperaturen der vergangenen Tage bilden sich derzeit die für die Oder typischen runden Eisschollen, die nach und nach zu Treibeis zusammenfrieren. Gegenwärtig warten 13 Eisbrecher in Deutschland und Polen auf ihren Einsatz auf dem Grenzfluss.

Einsatz unter polnischer Gesamtleitung
Derzeit fließt das Eis noch in Richtung Stettin ab. Ob und wann es allerdings zum Einsatz der Eisbrecher kommen wird, werden die kommenden Tage entscheiden. Je nachdem sich dann die Temperaturen verändern, kann es sein, dass das Eis in engen Flussbereichen zum Stehen kommt und die Eisdecke weiter stromaufwärts anwächst. Dann stehen neben sechs Eisbrecher des WSA Eberswalde, die an ihrem Stützpunkt in Hohensaaten auf den ersten Eiseinsatz des Winters warten, auch auf polnischer Seite sieben Eisbrecher zur Verfügung. Denn auf Grundlage einer gemeinsamen Vereinbarung erfolgt der Eisaufbruch der Oder in Zusammenarbeit deutscher und polnischer Behörden. Die Gesamtleitung des Einsatzes der deutsch-polnischen Eisbrecherflotte obliegt dabei der polnischen Seite, vertreten durch die Regionale Wasserwirtschaftsdirektion in Szczecin.

Die geschlossene Eisdecke auf der Oder wird bei einsetzendem Tauwetter aufgebrochen. Das dient zum einen der Hochwasservorsorge und zum anderen der schnellstmöglichen Wiederaufnahme der Schifffahrt. Außerdem gilt es, Schäden an Deichen, Brücken oder Buhnen zu verhindern. Die Bildung von Eis an der Oder beginnt als Grundeis am Grund des Flusses. Das Grundeis entsteht dabei durch Anlagerung von Eiskristallen an Schwebstoffteilchen auf der Flusssohle. Da Eis eine geringere Dichte als Wasser aufweist, schwimmt das Grundeis zur Wasseroberfläche auf und bildet dort die typischen runden Eisschollen. Vereint mit abbrechendem Randeis entsteht das Treibeis. Die Intensität der Eisbildung hängt dann von der Wassertemperatur und der Stärke der Turbulenzen im Wasser ab. Grundsätzlich gilt: Je kälter und ruhiger das Wasser, desto rascher die Eisentwicklung.

Das Bild vom 18.07.2002

Der Eisbrecher „Frankfurt“ an seinem Liegeplatz an der Westschleuse in Hohensaaten. Foto: WSA Eberswalde

Wichtiger Beitrag zum Katastrophenschutz
Vor allem an starken Krümmungen, Aufweitungen oder Einengungen des Gewässerbettes kann sich das Treibeis zu massiven Eisversetzungen zusammenschieben und zum Stehen kommen. So treten Eisversetzungen immer wieder in Flussabschnitten auf, in denen Gewässerverzweigungen, Altarme oder schadhafte Regelungsbauwerke sowie Einbauten (z.B. Brückenpfeiler) dafür sorgen, dass der gleichmäßige Wasserabflussgestört wird. Eisversetzungen können massive Gefahren für den Hochwasserschutz darstellen. Zum einen bilden Eisversetzungen Staubarrieren, hinter denen sich das Wasser der Oder sehr schnell aufstauen und im Extremfall zur Überflutung der Deiche führen kann. Zum anderen können brechende Eisbarrieren und unkontrolliert abschwimmende Treibeisfeder große Schäden an den Deichen und anderen Bauwerken bewirken. Daher müssen die Eisversetzungen und Treibeisfelder rechtzeitig aufgebrochen werden.

Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Eisaufbruch ist, dafür zu sorgen, dass gebrochenes Eis ungehindert abschwimmen kann und dabei keine Eisbarrieren bildet. Gelingt das nicht, können sogar die Eisbrecher selbst in Gefahr geraten, wenn sich durch das gebrochene Eis neue Eisversetzungen bilden, die den Eisbrechern den Rückweg versperren. Daher wird mit dem Eisaufbruch grundsätzlich auch erst begonnen, wenn sich eine stabile Tauwetterlage abzeichnet.