Die deutsche Regierung ist in den Augen der Bürger zu untätig in Sachen Klimaschutz, so das Ergebnis einer aktuellen Umfrage. Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich zudem nicht nur einen Kohleausstieg bis 2035, sondern auch die Verankerung von Zielen für Klimaschutz und erneuerbare Energien. Während Länder wie die USA, China und Brasilien das Klimaschutz-Abkommen von Paris schon ratifziert haben, trete Deutschland beim Klimaschutz derzeit auf der Stelle , kritisiert Regine Günther, Generaldirektorin Politik und Klimaschutz beim WWF Deutschland. Der Klimaschutzplan 2050 beweise das eindrucksvoll. „Der jetzt vorgelegte Entwurf des Klimaschutzplans 2050 spiegelt in keiner Weise das Ambitionsniveau des Pariser Klimaschutzabkommens wider“, sagt Günther.

 

Das scheint mittlerweile auch bei der Bevölkerung angekommen zu sein. In einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag des WWF Deutschlands erteilten die Befragten dem aktuellen Engagement der Bundesregierung in Sachen Klimaschutz schlechte Noten: Jeder Fünfte (20 Prozent) beurteilte es als schwach oder sehr schwach, 44 Prozent als mittelmäßig. Gerade einmal 3 Prozent schätzten es als sehr gut ein. Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) sagte, dass Deutschland viel mehr tun müsse, um international Vorreiter im Klimaschutz zu bleiben. „Die Bundesregierung enttäuscht derzeit gleich auf zwei Ebenen: international, weil sie es nicht schafft, dem Klima-Abkommen von Paris nachzukommen. Und zu Hause, weil sie die Wünsche der eigenen Bürgerinnen und Bürger nicht erfüllt.“

 Der Klimaschutzplan 2050 sei bei weitem nicht ambitioniert genug. Um unter dem gesetzten Limit einer Temperaturerhöhung von 2° bzw. 1,5° C zu bleiben, führe an einem schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung kein Weg vorbei.  Davon sei in dem Plan aber so explizit nichts zu lesen, so Günther. Dabei ist gut ein Drittel der Bürger (34 Prozent) dafür, die dreckigsten Kohlekraftwerke schnellstmöglich abzuschalten, die restlichen dann mittelfristig, zum Beispiel bis 2035. Fast ebenso viele (33 Prozent) finden, dass alle Kohlekraftwerke so schnell wie möglich abgeschaltet werden sollten. Nur 9 Prozent sind der Meinung, dass Kohlekraftwerke gar nicht abgeschaltet werden sollten.

 Von Bürgern erwünscht, im Klimaschutzplan ebenfalls nicht enthalten, ist die Verbindlichkeit von formulierten Klimazielen: 80 Prozent der deutschen Bevölkerung halten die Verankerung der nationalen Klimaschutz- und Energiewendeziele etwa in einem Klimaschutzgesetz zumindest für wichtig, etwa jeder Vierte (23 Prozent) sogar für äußerst wichtig. „Im Klimaschutz liegen die Anforderungen der Menschen hierzulande und auch der Weltgemeinschaft weit über dem jetzigen Handlungstempo der Bundesregierung“, bilanziert Günther.

Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage.

Foto: Frank Vincentz via Wikimedia Commons