Baden mitten in der City? In Stockholm nichts Ungewöhnliches.  30 offizielle Flussbäder gibt es im Stockholmer Stadtgebiet. Die Wasserqualität ist hervorragend und die Naturbadeplätze sind 100% chlorfrei. Auch die deutsche Hauptstadt kommt diesem Traum langsam näher.

Dass die Berliner Stadtspree zum Unmut vieler Hauptstädter bisher nicht zu den Badegewässern zählt, könnte sich bald ändern: Zehn Studierende der Potsdamer School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut (HPI) haben zusammen mit der sozial-ökologischenForschungsplattform GETIDOS und dem Projekt „Flusshygiene“ Ideen entworfen, wie eine neue Flussbadestelle auf der Insel der Jugend künftig aussehen könnte. So soll ein „Tor zur Spree“ die Besucher einladen, die Spree bewusst zu erleben, und über Wasserqualität informieren. Im Berliner Koalitionsvertrag ist das Ziel einer Badestelle auf der grünen Insel in Treptow-Köpenick verankert.

Aus Holz und mit viel Farbe haben die Design-Thinking-Studierenden schon einen ersten Prototypen des Tors gebaut, etwa drei Meter misst die Konstruktion. „Ein Tor definiert einen klar begrenzten Ein- und Ausgang für die Badestelle und signalisiert intuitiv, dass das Schwimmen an diesem Ort erlaubt und sicher ist“, erklärt Wissenschaftlerin Dr. Claudia Nicolai, die das Projekt am HPI betreut. Beim Berliner „Big Jump 2017“, der anlässlich des Europäischen Flussbadetages am 9. Juli zu einem Sprung in die Spree lud, konnten die Studierenden ihre Idee bereits testen: „Durch das Tor wird signalisiert, dass die Menschen ausdrücklich zum Baden und Verweilen eingeladen sind. Damit wächst das Vertrauen“, berichtet Projektteilnehmer Tassilo Boßmann. Den Studierenden zufolge wäre es außerdem denkbar, das Tor mit aktuellen Daten zur Wasserqualität zu verknüpfen, die das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt „Flusshygiene“ sammelt. Schirmherrin des diesjährigen „Big Jump“ ist Silke Gebel, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin.

Neben der Sicherheit standen bei dem Design-Thinking-Projekt vor allem die Aspekte Familienfreundlichkeit und Ökologie im Vordergrund. Das Tor soll in eine größere Badelandschaft eingebunden werden, die ein Sonnendeck, Spielplatz und Kinderschwimmbecken umfasst. Eine absenkbare Plattform soll Badegästen zudem das Schwimmen ermöglichen, ohne den Boden des Flusses betreten zu müssen. Dr. Rafael Ziegler, Leiter von GETIDOS, der den Big Jump schon seit vielen Jahren begleitet, sagte: „Durch die schönen Design-Ideen in diesem Kooperationsprojekt, kommen wir einer sozialen und ökologischen Badestelle in Deutschland näher. Das wäre das erste Mal, dass in Deutschland die Big-Jump-Forderung nach gesunden und lebendigen Flüssen auch in Form einer Badestelle praktisch umgesetzt würde.“

Auch andernorts könnte das Baden in der Stadt bald Realität werden. Auf Höhe des Historischen Hafens am Märkischen Ufer möchte der Flussbad Berlin e.V. einen Altarm der Spree zu einem gigantischen Schwimmbecken umfunktionieren. Im biologisch gereinigten Flusswasser könnten Schwimmer dann in den Sommermonaten ihre Bahnen ziehen, im Winter würde der Flussarm zur Eislauffläche umfunktioniert werden.